Ohnmächtige Stille

Rund 8.400 Patient*innen in Deutschland stehen derzeit auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Sie hoffen auf eine neue Niere, ein neues Herz, auf ein neues Leben. 


Wird in Deutschland ein Spenderorgan gefunden, kommt es häufig aus dem Ausland.
In kaum einem Land werden so wenige Organe gespendet, wie hier. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung offen für die Organspende ist, lehnen viele Angehörige eines Verstorbenen oft gegen dessen Wunsch die Organentnahme ab. Seit März gibt es ein zentrales Online-Register für Organspender. Ob dies zu mehr Spendern führt, ist noch unklar.

Fakt ist: „Alle acht Stunden stirbt in Deutschland ein Mensch, weil er kein rettendes Spenderorgan erhält.“Dieses Projekt beleuchtet intensiv und persönlich die Menschen hinter den Zahlen. Ihre Lebensrealitäten sind vielfältig, von der Vollzeitarbeit bis zu einem Jahr stationärem Aufenthalt im Krankenhaus. Wie sie das Warten erleben, haben sie selbst dokumentiert.

Es ist bewusst eine Erzählung des Wartens und keine darüber hinaus. Sie soll die Situation der Menschen besser nachvollziehbar machen, ihre Angst vor der Zukunft, die bangende Ungewissheit und Momente der Hoffnung. Gleichzeitig basiert die Entscheidung der Erzählart auf der Idee, den medialen Narrativ der “ Erfolgsgeschichte einer transplantierten Person“ aufzubrechen.


Nicht alle Mitwirkenden des Projekts leben noch. Was bleibt, ist die bohrende Frage:

Warum gelingt es uns nicht, anders als unseren Nachbarländern, einen Weg zu finden das Leben der Wartenden lebenswert zu machen? Es besteht dringender Bedarf an neuen politischen Diskursen. Am Ende ist jeder von uns gefragt, die eigene Haltung zur Spendenbereitschaft zu hinterfragen.


2023-2024





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